Notlandung auf Mallorca erzwungen - Dreiste Flucht-Anleitung im Internet Migranten täuschen medizinischen Notfall vor und fliehen über Rollfeld +++ "Er soll Schmerzen zeigen und überzeugend sein. Danach wird eine Flugbegleiterin kommen..."

Artikel von: ARESOU LEISDORFF UND MOHAMMAD RABIE

veröffentlicht am 07.11.2021 - 17:38 Uhr

Palma de Mallorca - Als der Rettungswagen vom Rollfeld fuhr, rannten die Männer aus der Maschine! Wurden die Passagiere eines "AirArabia"-Flugs, der vergangenen Freitag wegen eines vermeintlichen medizinischen Notfalls auf Mallorca notlandete, Zeugen einer geplanten, illegalen Einreise nach Europa? War der Post aus dem Sommer 2021 die Vorlage für die Männer, die am Freitag aus dem Flieger rannten?
Foto: Facebook, imago images/Agencia EFE

Was war passiert? Der Pilot des Flugs aus Casablanca (Marokko) nach Istanbul (Türkei) bat Freitagabend um die Landeerlaubnis auf dem Flughafen von Palma de Mallorca. Grund: Ein Passagier an Bord gab an, an Diabetes zu leiden und medizinische Hilfe zu benötigen. Die Maschine landete dann gegen 20.30 Uhr.

Zwei Polizisten der spanischen Guardia Civil auf dem Rollfeld des Flughafens von Palma de Mallorca
Foto: EPA

Was dann passierte, ließ mehr als 100 Passagiere an Bord des Fliegers fassungslos zurück: Als ein Krankenwagen sich auf dem Rollfeld der Maschine näherte, um den kranken Mann und einen Begleiter abzuholen, stürmten 22 Männer aus der Maschine. Sie rannten übers Rollfeld, überwanden die Flughafen-Umzäunung und flohen.

Zehn von ihnen konnten noch in der Nacht festgenommen werden - von zwölf der Geflüchteten fehlt noch immer jede Spur.

Die Behörden schlossen bisher zwar nicht aus, dass es sich um eine geplante Aktion einer Gruppe von Passagieren gehandelt haben könnte. Handfeste Beweise gebe es laut den zuständigen Ermittlern jedoch bisher nicht.

BILD liegt ein Facebook-Post aus dem Sommer 2021 vor. In dem wird auf Arabisch (mit marokkanischem Dialekt) eine Flucht mit genau so einem Tatablauf geschildert.

War dieser Post die Flucht-Vorlage?

"Hört mir mal zu, wer fliehen will, soll unserem Plan folgen (Wir sind 40 Freiwillige)", fängt der Text an. "Bucht einen Flug in die Türkei, sitzt nebeneinander. Einer von euch, der GPS hat, schaut drauf und sobald ihr über Spanien seid, täuscht er einen Notfall vor", heißt es in dem vermeintlichen Fluchtratgeber weiter.

"Er soll Schmerzen zeigen und überzeugend sein. Er soll seinen Kopf bewegen. Danach wird eine Flugbegleiterin kommen und ihn bitten, sich zu gedulden, bis sie die Türkei erreichen. Da sollt ihr dann alle zeigen, dass ihr solidarisch mit ihm seid, ihr sollt schreien, dass er sterben wird und ihr sollt für Lärm sorgen. Nachdem sie das gesehen hat, wird sie den Kapitän informieren, der eine Notlandung anordnen wird."

Wenn das klappt, heißt es: "Sobald sie den kranken Mann runter vom Flugzeug bringen, sollt ihr fliehen. Denn da werden wenige Sicherheitsleute (keine Polizisten) dabei sein, die euch stoppen könnten. Möge Gott euch Erfolg bescheren."

Aus dieser AirArabia-Maschine flüchteten die Männer übers Rollfeld
Foto: imago images/Agencia EFE

Ob der Autor dieses Posts mit der Aktion am vergangenen Freitag in Verbindung steht und wie viele Männer wirklich flüchten wollten, ist noch immer unklar.

Was passiert nun mit den Flüchtlingen?

Fakt ist: Der ins Krankenhaus eingelieferte Mann, sein Begleiter, der erst floh und dann geschnappt wurde und auch ein sehr unruhig auf die Ermittler wirkender Mann, der noch im Flugzeug saß, sind auch in Gewahrsam. Der vermeintliche Kranke muss mit einem Strafverfahren wegen des Verdachts der Begünstigung illegaler Einreise und Verstoßes gegen das Ausländergesetz rechnen.

Nach 12 Männern, die aus dem Casablanca-Flieger flüchteten, wird noch immer gesucht
Foto: EPA

Die anderen aufgespürten Männer werden nun so behandelt, wie Bootsflüchtlinge, die übers Mittelmeer nach Spanien kommen, sagte ein Sprecher der Policía Nacional der Mallorcazeitung. Sie würden registriert in eine Erstaufnahmeeinrichtung.

Dann wird ein Verfahren zur Rückführung in das Herkunftsland eröffnet, das durch einen Antrag auf Asyl oder Gewährung von Schutz als Flüchtling gestoppt werden kann.


Quelle: News Ausland - Bild.de